Der Kirchturm im Reschensee

Es mag viele Orte auf der Welt geben, welche auf den Betrachter eine besondere Faszination ausüben. Über diesen hier möchte ich gerne berichten.

 

Wenn man auf dem Weg in Richtung Südtirol unterwegs ist, dann trifft man, vom Reschenpass kommend, kurz hinter dem Grenzübergang von Österreich nach Italien auf einen Ort namens Graun im Vinschgau. Wahrzeichen dieses Ortes ist ein im Wasser versunkener, einsam dastehender Kirchturm. Dieser Kirchturm ist ein Überbleibsel eines untergegangenen Dorfes, welches im Jahre 1950 einem künstlich angelegten Stausee weichen musste. Der Aufstauung des Reschensees war damals eine von Menschen herbeigeführte Umweltkatastrophe. Heutzutage versorgt der See den angrenzenden Vinschgau mit Wasser und über Wasserkraftwerk mit Strom. Das Dorf Graun wurde an höherer Stelle neu erbaut.

 

Neben diesen nüchternen Fakten bietet der Ort noch etwas Besonders. Er ist nämlich gefühlt die Klimagrenze zwischen dem meist kühlen und regnerischen Nordeuropa und dem warmen, mediteranen Klima Südeuropas. Meteorologisch nachgewiesen ist dies natürlich nicht, aber ich habe es unzählige Male selbst erlebt. Aus nördlicher Richtung kommend, wo es kalt und regnerisch ist, erwartet einen hinter der gut 1.500 Meter hohen Passhöhe am Reschenpass die Wärme des Südens. Immer wenn es bei uns Winter ist und der Winter keine Ende zu nehmen scheint, dann denke ich an diesen Ort. 

 

Das Bild des Kirchturms in Verbindung mit die Spiegelungen des Wassers umgeben von oft schneebedeckten Bergen lassen einen so schnell nicht los. Deshalb ist der einsame Turm im See für mich ein ganz besonderer Ort.

Die Lauben von Gargnano

Wir kennen den Gardasee gut und praktisch jeden Ort, der sich an seinem gut 200 km umfassenden Ufer aufreiht. Ich habe den See sogar einmal mit dem Fahrrad umrundet. Ich möchte hier nicht irgendwelche Postkartenmotive zeigen, die man sich zu Genüge im Internet ansehen kann. Ein Ort ist mir jedoch besonders in Erinnerung.

 

Gargnano. Dieser Ort liegt im am südöstlichen Seeufer in der Provinz Brescia. In dem alten Ortskern befinden sich Laubengänge und Innenhöfe, die man auf keiner Postkarte zu sehen bekommt, wenn man sie nicht selbst findet. Hierin befindet sich ein Innenhof, der von Mauern umgeben, durch ein Tor den Blick auf den Gardasee öffnet. Die umgebenden Mauern schirmen ab und man ist mit seinen Eindrücken und seinen Gedanken für sich. Man fühlt sich in diesem Moment, als ob der See einem alleine gehören würde. Deshalb sind die Lauben von Gargnano für mich ein ganz besonderer Ort.

Der Partschinser Wasserfall

Quelle: YouTube / Tourismusverein Partschins, Rabland und Töll

Im Südtiroler Vinschgau, nahe der Kurstadt Meran, befindet sich das Bergdorf Partschins. Wahrzeichen dieses Dorfes ist ein Wasserfall, der mit einer Fallhöhe von 97 Metern zu den höchsten der Alpen gehört. Um diese Höhe vergleichbar zu machen, sei erklärt, dass die Niagara Fälle in Nordamerika laut Wikipedia eine Fallhöhe zwischen 60 bis 90 Metern aufweisen und der Rheinfall bei Schaffhausen in der Schweiz gerade einmal 23 Meter. Für uns ist der Partschinser Wasserfall das am meisten beeindruckende Naturschauspiel, das wir jemals bereist haben. Obwohl wir bei unseren Reisen nach Südtirol schon oft dort waren, fahren wir immer wieder dorthin.

 

Inzwischen ist der Ort über eine asphaltierte Straße mit dem Auto und sogar mit einem Shuttlebus zu erreichen, aber um sich dem gewaltigen Eindruck, der einen erwartet, langsam zu nähern, sollte man sich die Mühe machen, den Weg dorthin zu laufen. Gut Geübte bewältigen die Wegstrecke ausgehend vom Dorf in einer Stunde, weniger Konditionierte, so wie ich, benötigen etwas mehr Zeit. Aber es lohnt sich, zumal am Ziel Speis und Trank im nahe gelegenen Gasthaus dann umso besser schmecken.  

 

Die letzten Meter führen den Wanderer über einen gut gesicherten Steig bis zu der Stelle, an der das Wasser des Falls mit bis zu 10.000 Liter pro Sekunde aus dem Berg schießt. Näher an der Natur zu sein, ist kaum möglich. Das Rauschen der Wassermassen ist im ganzen Tal und bis hinauf auf den Meraner Höhenweg zu hören. Deshalb ist der Partschinser Wasserfall für mich ein ganz besonderer Ort.